Unser Lagotto
Geschichte der Rasse
Der Lagotto Romagnolo ist eine der ältesten Hunderassen und gehört zu den Wasserhunden. Dies lässt sich auf Grund historischer Quellen und geografischer Überlegungen annehmen. Bereits anno 1600 ist der Lagotto in den Lagunen von Comacchio und den Sumpfgebieten in der Ebene der Romagna nachweislich präsent.
Informationen zur Rasse
Der Lagotto Romagnolo gehört zu der FCI Klasse 8, den Apportier-, Stöber- und Wasserhunden. Er ist eine mittelgrosse Rasse mit robustem Körperbau. Das Fell ist gelockt und es sind verschiedene Farbvariationen möglich.
Aufgrund seines geschichtlichen Hintergrundes ist der Lagotto vor allem ein Arbeitshund, wobei er sich seine angeborene Neigung zur Suche und seinen ausgezeichneten Geruchssinn zunutze macht. Deshalb liebt er alle Beschäftigungen, die mit Nasenarbeit zu tun haben, wie zum Beispiel Mantrailing, Fährten, SchaSu oder die Trüffelsuche. Da der Lagotto in seiner früheren Nutzung als Apportierhund für Wasservögel in den Sümpfen eingesetzt wurde, hat er auch heute noch eine Vorliebe für alle Art von Vögeln und jagt diese auch gerne. Zudem lieben die meisten das Wasser in jeglicher Form. Sei es der See, der Bach, ein Brunnen, ein Biotop, eine Pfütze oder auch nur ein Schlammloch. Somit ist ein Lagotto selten sauber, wenn man vom Spazieren nach Hause kommt.
Die Lagotti sind anpassungsfähig, intelligent, lernfreudig, liebevoll, fröhlich und anhänglich und sind somit auch gute Familienhunde. Sie können aber auch schnell mit neuen Situationen überfordert sein. Sie sind sehr gerne in der Gesellschaft ihrer Menschen und haben den Willen zu gefallen, somit kennen sie aber auch keine Grenzen und würden stundenlang mit ihnen unterwegs sein. Das kann sie überfordern und sie brauchen immer mehr Aufmerksamkeit und fordern mehr Aktivitätszeit ein. Das kann dazu führen, dass der Lagottowelpe sehr schnell überdreht, beisst und nicht mehr zur Ruhe kommt. Häufig muss man einen Lagotto zum eigenen Wohle zu Ruhezeiten zwingen.
Ein Trend geht dazu, dass man den Lagotto als Schul-, Sozial- oder Therapiehund einsetzten möchte. Wegen den oben beschriebenen Charaktereigenschaften eignen sich jedoch nur wenige Lagotti für diesen Einsatzbereich.
Der Lagotto kann zu territorialem Verhalten neigen und verteidigt deshalb nicht selten Haus, Auto und Menschenfamilie. Einige Lagotti sind auch eher ängstlich und zurückhaltend gegenüber neuen Situationen, fremden Personen oder Hunden.
Der Lagotto haart nicht, verliert aber trotzdem Unterwolle. Aufgrund seiner Locken bringt er jedoch viel Schmutz von draussen ins Haus. Sein Fell braucht einiges an Pflege, vor allem wenn man es etwas länger haben möchte. Wird sein Fell nicht geschoren, wächst es immer weiter und neigt ohne Pflege sehr schnell zu Verfilzungen. Seine Augen und Ohren müssen regelmässig gereinigt werden. Gewisse Lagotti neigen zu immer wiederkehrenden Ohrenentzündungen.
Weil der Lagotto nicht haart, wird er oft als Allergikerhund angepriesen. Da man aber nicht nur auf die Haare, sondern vorallem auf den Speichel oder die Hautschuppen allergisch reagieren kann, kann man ihn nicht generell als solchen bezeichnen. Einer der häufigsten Gründe, warum ein Welpe dem Züchter zurückgebracht wird ist, dass der Allergiker trotzdem auf den Welpen reagiert hat.
Fazit
Der Lagotto ist ein sensibler, treuer und liebenswerter Begleiter, der sehr gerne arbeitet. Er ist anspruchsvoll und intelligent und möchte gefördert und gefordert werden. Er braucht eine liebevolle, aber konsequente Führung, ansonsten nutzt er jede Schwäche seiner Menschen aus. Daher ist der Lagotto nur bedingt als alleiniger Familien- oder Ersthund geeignet.
Die Farben der Lagotti
FCI-Klassifizierung
Die Fédération Cynologique Internationale (FCI) ist die Weltorganisation der Kynologie. Sie umfasst zur Zeit 86 Mitglieds- und Partnerländer (nur ein Verband pro Land), welche ihrerseits eigene Ahnentafeln ausstellen und die Richter ausbilden. Die FCI garantiert innerhalb ihrer Organisation die gegenseitige Anerkennung der Abstammungsurkunden (Pedigrees) der Länder, wie auch der Richter.
Gruppe 8 - Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
Sektion 3 - Wasserhunde
Standard Nr. 298
Dokumente und Informationen des Lagotto Romagnolo bei der FCI
Verhalten und Charakter
Der Lagotto Romagnolo ist vor allem ein Arbeitshund, wobei er sich seine angeborene Neigung zur Suche und seinen ausgezeichneten Geruchssinn zunutze macht. Dies kommt besonders bei seiner Funktion als Trüffelsuchhund zum Ausdruck, welche er mit Leidenschaft und Effizienz erfüllt. Äusserste Konzentration bei der Arbeit lassen den wenig ausgeprägten Jagdtrieb in den Hintergrund treten. Es ist allerdings von klein auf darauf zu achten, dass der Jagdtrieb nicht gefördert wird. Der Lagotto Romagnolo ist anpassungsfähig, intelligent, lernfreudig, liebevoll, fröhlich , nicht-aggressiv und sehr anhänglich. Als Arbeitshund sollte er aber dauernd gefordert werden, zudem sind bei seiner Erziehung Disziplin und Konsequenz äusserst wichtig.
Aussehen
Mittelgross, athletisch gebaut, wohl proportioniert, robust. Körper quadratisch, gleich hoch wie lang, harmonisch. Fell etwas rauh, dicht gelockt, feine Unterwolle.
Farbe
Einfarbig schmutzigweiss (bianco sporco unicolore)
weiss mit brauen oder orangefarbenen Flecken (bianco a macchie marroni o arancio)
braun in allen Schattierungen (roano oder marrone)
braunschimmel (roano marrone)
einfarbig orange (arancio unicolore)
aber nie schwarz, weiss und schwarz, oder grau.
Grösse / Gewicht
Rüden: Widerristhöhe 43 bis 48 cm 13-16 kg
Hündinnen: Widerristhöhe 41 bis 46 cm 11-14 kg
(Grösse Toleranz +/- 1 cm )
Lebenserwartung
ca. 13 bis 15 Jahre
Geschichte unserer Rasse im Detail
Der älteste Wasserhund
Der Lagotto ist wahrscheinlich der älteste unter den bekannten Wasserhunden; dies lässt sich auf Grund historischer Quellen und geografischer Überlegungen annehmen. Bereits seit 1600 ist der Lagotto in den Lagunen von Comacchio und den Sumpfgebieten in der Ebene der Romagna nachweislich präsent: Er war der unzertrennliche Freund der 'Vallaroli' oder 'Lagotti', pittoreske Persönlichkeiten, die vor den großen Trockenlegungen Ende des 19. Jahrhunderts die wirklichen Seelen jener wildreichen Lagunen waren. Er hütete das Haus, das Boot, spürte die Blässhühner auf und apportierte die erlegten Vögel. Zur damaligen Zeit richteten manchmal Hunderte von Booten in den bekannten 'rastrelli' unter den riesigen Schwärmen von Blässhühner wahre Massaker an. Der Lagotto schwamm auch während der kältesten Tage stundenlang, manchmal auch unter Wasser. Oft durchbrach er sogar die Eisschicht, um die erlegten Vögel auf das 'Paddelboot' zu bringen. Ein Verhalten, das wir als 'amphibisch' definieren können; ermöglicht durch die Kompaktheit des sehr lockigen Hundefells mit reichlich Unterwolle, die verhinderte, dass das Wasser mit der Haut in Berührung kam. Der Name 'Lagotto' (italiensch „lago“ = See, Gewässer) rührt vermutlich von diesem Einsatz als Wasserhund her.
Der Trüffelhund
Eine weitere Tätigkeit der Vallaroli war die Trüffelsuche. Die herausragende Anlage zur Suche, die große Bereitschaft zur Arbeit und der ausgezeichnete Geruchssinn machten dann aus dem Lagotto einen effizienten Trüffelhund. Auf Grund der Trockenlegungen, die im Laufe der Jahrzehnte die immensen Sümpfe von Comacchio und der Romagna immer weiter schrumpfen und die Vallaroli fast ganz verschwinden ließen, verlor auch der Lagotto mehr und mehr seine Funktion als Wasserhund und spezialisierte sich immer stärker als Trüffelsucher. Die Übergangszeit ist zwischen 1840 und 1890 datierbar.
Das Nutztier / Das Geschäft mit den Trüffeln
In der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen wurden fast alle Trüffelsucher der Romagna und der umliegenden Gebiete bei ihrer Arbeit von Lagotti begleitet.
Durch umweltbedingte Veränderungen des Ökosystems war der Trüffel nicht mehr in den Ebenen, sondern nur noch in den Hügeln zu finden. Bereits ab 1920 war der Lagotto in den Tälern des Apennins, der Romagna, dem Tal des Senio, des Lamone und besonders im Tal des Santerno, in Casalfiumanese, bekannt.
Natürlich interessierten sich zu jener Zeit auch bereits andere Leute für den Lagotto. Es muss jedoch gesagt werden, dass die Trüffelsucher bei der Zucht immer außerhalb jeder genetischen Regel vorgegangen sind, da es nur auf das sofortige praktische Ergebnis = den besten Trüffelhund ankam, ob Lagotto oder nicht Lagotto. Das Hauptziel jedes Trüffelsuchers war immer, eine Art idealen Hund zu erhalten, welcher sich nach möglichst vollständiger Auslöschung des Jagdinstinktes fast ausschließlich der Trüffelsuche widmete. Der verbliebene Jagdinstinkt des Lagotto Romagnolo kann bei konsequenter Erziehung weitgehend kontrolliert werden.